25von66: Überfluss

Aquarell Haus am Wasserfall

Mittwoch, 20. Juni 2018

Lange hatte ich keine Ahnung, welchen Begriff ich diesem Tag zuordnen könnte. 66 Blogbeiträge hintereinander erlebe ich gerade als sportliches Unterfangen…

ABegriffe in Bilder übersetzen-Überflussber dann war es auf einmal klar. Überfluss ist der richtige Begriff. Es war nämlich der Tag der Wasserfälle.

Wir verließen morgens den Campingplatz in Odda. Der Mensch an der Rezeption hatte uns noch einen Wasserfall-Geheimtipp ganz in der Nähe verraten. Die Straße dahin war superschmal und voller Schlaglöcher. Der angekündigte Parkplatz eher eine kleine Parkbucht am Waldrand. Der Freiraumbus stand arg schräg in der einzigen freien Lücke. Ich bin ja manchmal so ein Weichei und hatte schrecklich Schiss, dass wir den Wagen umgekippt vorfinden, wenn wir zurückkommen. Sehr uncool, wenn ich solche Gedanken hege. Da breitet sich dann Panik im Überfluss bei mir aus.

Ein kurzer Weg führte zum Sandsfossen. Der Wasserfall wird durch eine Hängebrücke überspannt. Wir konnten mitten auf der Brücke stehen und durch das Metallgitter in die schäumenden Fluten schauen. Ich habe mich sogar auf die Brücke gelegt und nach unten geschaut. Dabei hatte ich das Gefühl, dass ich all meine überflüssigen Gedanken einfach nach unten ins Wasser fließen lassen kann. Dieser Wasserfall war ein echtes Erlebnis. Und außer uns war keiner da. Ich liebe solche Orte. Zurück am Parkplatz erfreute mich der Anblick des aufrecht stehenden Freiraumbusses. Meine Panik war also unbegründet gewesen, aber ich war froh, als wir dann wieder auf dem Rückweg nach Odda waren.

Nach dem obligatorischen Einkauf im Rema 1000 tauchen wir in den 11.5 km langen Tunnel ein, der den Gletscher Folgefonna unterquert. Auch das passt gut zu meinem Begriff des Tages, in Norwegen erlebten wir Tunnel im Überfluss. Es folgte noch ein weiterer Tunnel mit 10 km Länge und dann setzten wir mit der Fähre über den Hardangerfjord über.

In Norheimsund machten wir spontan Halt am Steinsdalsfossen, der genau das Gegenteil des morgendlichen Wasserfalls war. Er ist touristisch erschlossen. Der große Parkplatz liegt in Sichtweite des Wasserfalls. Das Tolle war, dass wir hinter diesem Wasserfall bis zu einer Aussichtsplattform durchlaufen konnten. Den Überfluss unmittelbar zu erleben, das war ein großartiges Gefühl.

Wir fuhren noch eine Runde mit den Rädern nach Norheimsund rein und blickten auf den Fjord. Ursprünglich wollten wir noch bis Bergen weiterfahren, aber entschlossen uns dann am Wasserfall in Blickweite des roten Hauses zu übernachten.

Und zu all dem Überfluss des Tages erreichte uns dann am Abend noch eine traurige Nachricht. Ein junger Freund von uns lag nach einem schweren Unfall auf der Intensivstation. Das machte mich still und demütig. Ich war so dankbar, dass wir die Fülle unserer Reise gesund und wohlbehalten genießen durften.