10 Jahre Freiraumfrau
Von der Geburt meiner Marke bis heute traf ich wunderbare Menschen, die mir halfen an entscheidenden Kreuzungen den richtigen Weg einzuschlagen. Menschen, die mir ihr offenes Ohr schenkten und den Spiegel vorhielten. Die mir mit Rat & Tat zur Seite standen oder durch ihr Wirken mein Vorbild sind. Zum Jubiläum beschenken mich Wegbegleiter:innen mit inspirierenden Antworten auf meine zehn Fragen.
Meine heutige Interviewpartnerin ist Petra Wieschalla:
Am Vorabend des legendären Eigenstimmig-Workshoptags saßen Petra und ich, zusammen mit anderen Eigenstimmig-Frauen in einer Pfälzer Weinstube beieinander. Vorher hatten sich, wie soll es auch anders sein, unsere Wege schon in Social Media gekreuzt. Dann, im April 2019, kam Petra extra aus Frankfurt angereist zum wunderbaren Tischgespräch bei Andrea Bertran in Würzburg. Letztes Jahr dann erschien Petras Buch zum Thema Elternkümmern, das ich unbedingt erwerben wollte. Schließlich bin ich eine von den Elternkümmerern. Das Buch ist übrigens auch ein schönes Geschenk für Freund:innen, die gerade in ähnlicher Situation sind. Das Buch bekam ich dann als Genesungsliteratur (danke dafür, liebe Petra) geschenkt, denn ich war zu seinem Erscheinungsdatum gerade selber ein Pflegefall mit meinen beiden gebrochenen Unterarmen.
Liebe Petra:
1. Meine Lieblingsfrage steht gleich am Anfang. Freiraum ist ein großes Wort, unter dem jeder sich etwas anderes vorstellt. Was bedeutet Freiraum für dich?
Für mich bedeute Freiraum vor allem Selbstbestimmung. Also die Möglichkeit, mein Leben so zu gestalten, wie es mir und meinen Werten entspricht. Ich stehe dazu, die Dinge auf meine Art zu machen und nicht so, wie „man“ es machen muss. Dazu gehört auch das Bewusstsein um meine innere Freiheit. Einer meiner Leitsätze ist „Du hast immer eine Wahl“. Und wenn es nur die Wahl ist, wie ich jetzt in diesem Moment auf eine Situation reagiere. Durch diese Wahlfreiheit erschaffe ich mir meinen Freiraum.
2. Das C-Wort ist in aller Munde. Welchen Freiraum vermisst du ganz besonders?
Auch wenn ich mich weiterhin sehr verbunden fühle, vermisse ich den direkten Körperkontakt mit lieben Menschen und das ungezwungene Miteinander – ich umarme einfach so gerne und das fehlt mir wirklich.
Und natürlich im Café sitzen und generell unterwegs sein
3. Wenn es um dich herum mal wieder hoch hergeht, was tust du dir Gutes um wieder in deine Mitte zu kommen?
In der Sonne sein. Das ist mein Allheilmittel. Mich mit einer Tasse Kaffee auf den Balkon stellen und die Wärme auf der Haut genießen. Oder noch besser – ich schwinge mich kurz auf mein Fahrrad und setze mich ans Mainufer. Angelehnt an einen Baum komme ich dort zur Ruhe und kann meine Gedanken mit dem Fluss ziehen lassen.
Eine weiteres Mittel ist meine Kreativität. Ich vertiefe mich dann in mein aktuelles Strick- oder Häkelprojekt, oder ich öffne mich für mein intuitives Fotografieren. Das hat etwas von einer Gehmeditation, bei der mich die Motive finden, ohne dass ich nach ihnen gesucht habe. Das bringt mich komplett ins Hier und Jetzt und es entstehen echte Seelenbilder.
Und sobald es wieder möglich ist – im Café sitzen, mit einem guten Buch und etwas zum Schreiben.
4. Im Moment verbringen wir viel Zeit zu Hause. Die Innenarchitektin in mir möchte gerne wissen, wo du dir gerade mehr Freiraum in deinen Räumen wünschst?
Ich habe das Glück, dass ich vor einem Jahr in meine Wohnung gezogen bin und mir mein Wohlfühlreich so richtig gemütlich, farbenfroh und genau nach meinen Wünschen einrichten konnte. Da ist also schon jede Menge Freiraum.
Allerdings – je nach Tagesform – wünsche ich mir entweder mehr Stauraum oder weniger Dinge, die ich verstauen muss ;)
5. und 6.
Welche deiner Lebens- bzw. Arbeitsräume liebst du gerade ganz besonders und warum? Okay, das sind gleich 2 Fragen.
Also ganz klar – mein Balkon für die Sonne und den Kaffee! Doch grundsätzlich freue ich mich jedes Mal, wenn ich nach Hause komme und mich meine Wohnung begrüßt. Ich liebe es, von Dingen umgeben zu sein, die eine Geschichte erzählen. Das Rothko-Poster aus meiner New-York-Zeit, ein Märchenbuch aus meiner Kindheit, meine Fotografien und dazu jede Menge Pflanzen und Farben. Das schönste Kompliment für mich: „Oh Petra – diese Wohnung ist so wie du. So lebendig und farbenfroh“.
7. Ich glaube daran, dass die Welt ein besserer Ort wird, wenn wir mehr von dem tun, was uns wirklich am Herzen liegt. Was ist dein Herzensthema?
Ich entdecke liebend gerne neue Dinge, genieße das Leben und gehe intuitiv in Resonanz mit Menschen und Situationen. Mit dieser Lebensfreude möchte ich andere dazu inspirieren, gut für sich zu sorgen und Inseln der Leichtigkeit in ihren Alltag zu bringen. Dabei liegen mir vor allem die Frauen am Herzen, die sich um ihre alten Eltern kümmern. Gerade ihnen geht oft schleichend die Lebensfreude verloren, weil sie sich automatisch für alles verantwortlich fühlen und keine Alternative sehen.
Demnächst startet dazu mein „Kreis der Töchter“. Mit Impulsen und Fragen rund um das Tochtersein, mit gegenseitigem Bestärken und Anerkennen. Und es geht darum, wie es gelingen kann, sich als Tochter und als Frau die Lebensfreude und Leichtigkeit zurück zu erobern.
8. Was motiviert dich an deinem Herzensthema dranzubleiben, wenn dich mal ein Durchhänger plagt?
Das ist manchmal gar nicht so leicht. Zum einen versuche ich, liebevoll mit mir umzugehen und mir erst mal eine Pause zu gönnen, in der ich etwas komplett anderes mache.
Und dann sage ich mir, dass es jetzt nicht um mich und meine Befindlichkeiten geht, sondern darum, dass mein Herzensthema in die Welt kommen soll. Und dass es Verschwendung wäre, wenn ich meine Gabe nicht zum Wohle der anderen einbringe.
9. „Marke ist das, was die Menschen über dich sagen, wenn du den Raum verlässt!“, sagt Jeff Bezos, der Gründer von Amazon. Jetzt bin ich gespannt! Was sagst du über mich, wenn ich den Raum verlasse?
Angelika ist sehr feinfühlig, gradlinig und hat ein großes Herz. Der Austausch mit ihr ist einfach wohltuend. Egal um welches Thema es geht, sie gibt ihrem Gegenüber den Raum, sich zu entfalten und gemeinsam mit ihr auf Entdeckungsreise zu gehen. Als Freiraumfrau ist sie eine große Inspiration für Menschen, die sich vielleicht noch nicht ganz trauen, wirklich zu sich zu stehen. Ihre Idee mit dem Freiraumbus ist einfach großartig.
Und Angelika ist eine Künstlerin. Ich bewundere ihre geniale Fähigkeit, zu zeichnen, zu skizzieren, zu malen und Dinge auf den Punkt zu bringen. Das Ganze in einem unverwechselbaren eigenen Stil.
10. Ich stehe an der Schwelle zu den nächsten 10 Freiraumfrau-Jahren. Was gibst du mir mit auf den Weg? Wünsche, Verbesserungsvorschläge, Inspiration? Ich bin gespannt.
Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Jubiläum. 10 Jahre an etwas dran zu bleiben, das ist schon etwas Besonderes. Und es zeigt auch, dass dieses Thema sich mit dir entwickelt hat und sich auch noch weiter entwickeln wird. Ich freue mich schon sehr auf das was da alles kommt.
Eine Idee: Es würde mich interessieren, wie es den Menschen ergangen ist, mit denen du bisher zusammengekommen bist. Die Gesprächsrunden sollten auf jeden Fall bleiben. Und wenn du einmal nach Offenbach kommen möchtest – mein Küchentisch und ich, wir erwartet dich schon…
Danke, liebe Petra für deine inspirierenden Antworten!
Fotocredit: Irmgard Brand