23von66: Achtsamkeit

Aquarell auf dem Preikestolen

Montag, 18. Juni 2018

Unser rollendes Gefährt brauchte an diesem Morgen erstmal Achtsamkeit. Das klingt ein bisschen hochtrabend, aber es ist enorm wichtig, dass Tank und Luftdruck immer ausreichend gefüllt sind. An der Tankstelle erwartete uns aber mal wieder ein unbekanntes Luftdruckgerät. Mit vereinten Kräften gelang uns das Prüfen des Reifensdrucks, nur der Dauerregen nervte.

Frisch gecheckt und vollbetankt fuhren wir zur Fähre nach Lauvvik, setzten nach Oanes über. Unser Tagesziel war der Preikestolen. Die Prediktkanzel, wie sie auch genannt wird, ist eine natürliche Felsplattform, die in atemberaubender Höhe 604 Meter über dem Lysefjord hängt.

Wir entschieden direkt bis zum Parkplatz hochzufahren und fanden uns dann in Touristenströmen wieder. Ein Bus nach dem anderen spuckte Menschen aus, die in Ameisenströmen auf den Berg wanderten. Die Parkgebühr für den Parkplatz betrug übrigens 200 Nordische Kronen. Das sind circa 20 €. Der Preikestolen ist einer der Attraktionen in der Norwegen. Eigentlich hatte ich schon fast keine Lust mehr auf diesen Trip, schon gar nicht bei dem Regenwetter.

Doch der Blick in die Wetter-App verriet, dass es später trocken werden würde. So verbrachen wir den Tag auf dem Parkplatz und brachen erst gegen Nachmittag auf.

Der Weg ist steil, aber sehr gut ausgebaut. Allerdings würde ich ihn nicht mit windigen Turnschuhen oder ähnlich unpassendem Schuhwerk gehen wollen. Ich war froh über meine Wanderschuhe. Die 3,8 Kilometer nach oben zogen sich doch ganz ordentlich. Stellenweise war es nass und glitschig, da war Achtsamkeit gefragt.

Begriffe in Bilder übersetzen: AchtsamkeitOben erwartete uns eine Felsfläche von circa 25 x 25 m. Sie fällt ringsum fast senkrecht Richtung zum Fjord ab. Hier ist wirklich maximale Achtsamkeit gefragt, denn eine Absturzsicherung gibt es nicht. Ich leide echt nicht unter Höhenangst, aber am Preikestolen hatte ich maximalen Respekt. Habe mich nur mit achtsamem Abstand an die Kante getraut. Scheinbar war für viele aber das obligatorische „ich sitze an der Kante-Foto“ wichtiger als die Achtsamkeit. Mich wunderte, dass keiner abstürzte.

Das Wetter spielte mit und wir konnten den weiten Blick über den Lysefjord und die umliegenden Berge genießen. Erst als ich mein Zeichenzeug rausgeholt und die Aussicht fast aquarelliert hatte, fing es leicht an zu regnen. Deshalb könnt ihr auf der Zeichnung auch ein paar Regentropfen sehen.

Mittlerweile war es Abend geworden. Gut, dass es um Midsommer so lange hell war. Trotzdem mussten wir aufpassen, denn der Wetterwechsel und einbrechender Nebel verringerten die Sicht. Der Vorteil war aber nun, dass uns beim Abstieg nur noch wenige Menschen entgegenkamen. So konnte ich den Abstieg sehr genießen und fühlte mich diesem Berg auf einmal sehr verbunden.

Übrigens, übernachten war bei 200 NOKs Parkgebühr nicht inkludiert. Wir mussten den Parkplatz bis 24 Uhr verlassen und suchten uns dann ein paar Orte weiter einen Stellplatz für die Nacht.