5von66: Trauer

Grillen auf der Terrasse

Donnerstag. 31. Mai 2018

Den Tag nach der Beerdigung verbrachten wir im kleinen Familienkreise beim Bruder meines Mannes. Es tat gut bei immer noch hochsommerlichen Temperaturen auf der Terrasse abzuhängen.

Uns alle umhüllte eine graue Trauer. Die letzten Wochen und der gestrige Tag waren sehr anstrengend gewesen.

Wir reden zu wenig über den Tod in unserer Gesellschaft. Wie gehe ich mit meiner Trauer Zeichnung Trauerum? Wie reagiere ich? Das ist die eine Seite des Abschieds. Die andere Seite ist all das Organisatorische, das dann, wie selbstverständlich anrollt. Die Beerdigung will geplant werden. Es gibt so viele Stellen, die informiert werden müssen. Wer darüber keine Verfügung gemacht hat, der hinterlässt seinen Angehörigen neben der Trauerarbeit einen großen Berg reale Arbeit beim Zusammensuchen der Unterlagen.

Für mich stand an diesem Tag nach der Beerdigung fest, dass ich meinen bzw. unseren letzten Willen noch regeln will, bevor wir zur Silberhochzeitsreise aufbrechen würden. Diesen Punkt unserer übervollen „Was-vor-der-Abfahrt-noch-alles-zu erledigen-ist-Liste“ haben wir dann tatsächlich vor unserer Abfahrt abhaken können. Es war mir eine Beruhigung zu wissen, dass unsere Kinder handlungsfähig gewesen wären, wenn uns Eltern unterwegs im Freiraumbus etwas passiert wäre.

All das ging mir im Kopf rum, als diese Zeichnung am Ende des Tages beim abendlichen Grillen auf der Terrasse entstand. Von Trauer ist da scheinbar keine Spur, sie könnte auch heißen „ein Mann, ein Grill“.

So ist das im Leben. Wir schauen oft nur vor die Kulisse und ahnen nicht, was sich dahinter verbirgt.