#walkyourtalk: Lass deinen Worten Taten folgen!

Für manche Aufgaben braucht es ein ganzes Dorf!
Sagtest du vollmundig bei unserem letzten Gespräch.

Es braucht…

  • warmes Essen und Tee nach der Geburt, wenn ich im Wochenbett liege.
  • Menschen, die mein Geschwisterkind hüten.
  • starke Schultern zum Verteilen der Last, wenn mein Partner schwer erkrankt ist.
  • Menschen, die mir Entlastung und Momente des Freiraums schenken.
  • jemanden, der mich zum Arzt fährt, weil mir der Boden unter den Füßen schwankt.
  • offene Ohren und ein zugewandtes Herz, wenn die Wellen gerade über mir zusammenschlagen und meinen Lebensfilter verstopfen. „Zu viel, zu voll, zu laut“ war das, was ich stetig erlebte.
  • Wohlwollen, Zustimmung und Ermutigung, die mir helfen weiterzumachen. Grässlichen Gegenwind gibt es bereits genug auf dieser Welt.
  • Unterstützung, Vernetzung und Hilfe bei Inklusion und Integration. Schließlich dauert es lange, bis Therapieplätze oder Schulen gefunden sind.
  • Hilfe bei den Extrameilen und Wiederholungen im alltäglichen Lernen.
  • Dasein und Mitweinen und Zuhören und in den Arm nehmen, wenn ein Familienmitglied diese Erde verlässt.
  • das eine oder andere gute Wort im Gespräch oder eine liebevolle Karte der Anteilnahme.
  • beherztes Miteinander statt böses Gegeneinander.
  • die Akzeptanz der Verschiedenheit.

Es braucht ein ganzes Dorf für diese Aufgaben, sagtest du.

Ich stimme dir vollumfänglich zu!
DOCH…?

Wo warst du, als ich dich in meinem Dorf gebraucht hätte?

  • Wo war dein “walk your talk”, wie es so kraftvoll auf Englisch heißt?
  • Welche Taten folgten deinen Worten?
  • Wo war dein Mitweinen am Grab?
  • Wann hast du einen Besuch am Krankenbett abgestattet?
  • Wo war deine Geduld beim Anders sein?
  • Wann hast du mich entlastet?

Es braucht ein ganzes Dorf für diese Aufgaben, sagtest du.

Was nützt mir das Geschwafel?
Was helfen schlaue Worte?
Wo war deine Hilfe, als ich sie gebraucht hätte?

Es braucht ein ganzes Dorf für diese Aufgaben, sagtest du.

Ich sage:

Walk your talk!
Lass deinen Worten Taten folgen!


Mit mir arbeiten:

2 Kommentare

  1. Nicht immer nur sagen, auch tun! Wie wunderbar Du es beschrieben hast, liebe Angelika. Und manchmal reicht ein Dorf nicht aus, eine Stadt – bitteschön- doch wie soll das denn noch gehen?
    Vielen Menschen tun sich schwer mit der Hilfe, zu geben, oder anzunehmen. Das durfte ich beim Tod unseres Sohnes so deutlich spüren. “Du bist so stark”, “Du schaffst das schon!” Echt?????
    Wenig nützliche Worte.
    Liebe Grüße
    Margaretha

    • Liebe Margaretha,
      ich kann ja verstehen, wenn sich Menschen mit Hilfe schwer tun. Oder wenn sie Probleme haben beim Umgang mit Krankheit und Tod. Doch wenn das so ist, dann sollten sie besser die Klappe halten, statt solche Sprüche wie mit dem ganzen Dorf rauszuhauen.
      Ich bewundere übrigens sehr, wie du der Trauer um den Tod eures Sohnes einen Raum durch dein Schreiben schaffst.
      Schön, dass es dich in meinem Netzwerk gibt.
      Fühl dich virtuell umarmt.
      Angelika

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