Freiraumbus: Vom Herzogstand und Fallschirmspringern

Der erste Juli teilt das Jahr in zwei Hälften. So fühlt es sich am Dienstag für mich an. Schon Jahreshalbzeit? Das irritiert mich, wo sind die Monate geblieben? Rückschau? Ausblick! Ich suche Weitblick für meine Gedanken und verlasse die Stadt mit dem Freiraumbus. Entscheide, die Bergbahn auf den Herzogstand zu nehmen.

Intuitiv habe ich den richtigen Berg ausgesucht, passend zu diesen Tag. Gefühlt in der Mitte stehend zwischen dem blauen Voralpenland und der Bergkulisse im Hintergrund. Mit einem Blick in beide Richtungen schauen können. Ausgewogen. Mir zu Füßen, wie ein Edelstein, liegt türkisleuchtend der Walchensee. Ich spüre Dankbarkeit und Freude. Das erste Halbjahr 2014 brachte mir mein Haus am See auf Rädern. Ich werde den Rest des Jahres immer wieder damit unterwegs sein, Reiseskizzen zeichnen, Freiraumgeschichten erzählen.

Ich fange die Stimmungen dieses Tages in Fotos und Zeichnungen ein. Ganz schön schwer, die Magie der Bergseen zu aquarellieren.

Abends entscheide ich spontan unterhalb des Kesselbergs auf dem Campingplatz zu übernachten. Ich genieße den Ausblick auf den Kochelsee bis mich das aufziehende Gewitter in den Bus treibt.

Ruth Frobeen twittert, ich solle die Füße in den See halten. Klar, mache ich, mehr als das, ich gehe schwimmen am Mittwoch Morgen. Sehr mutig von mir, denn der See ist frostig kalt. Noch mutiger finde ich die vielen Bundeswehrsoldaten, die an einer Übung teilnehmen, die direkt neben dem Campingplatz stattfindet. Sie purzeln an grünen Fallschirmen wie Pilze aus dem Hubschrauber, bevor sie dann mit voller Uniform im Kochelsee baden gehen.

Das Blaue Land zeigt sich ab Mittwoch Mittag kalt und regengrau. Genau das richtige Wetter für den Besuch des Franz Marc Museums in Kochel. Den 2008 eingeweihten Museumsanbau kenne ich noch nicht. Mir gefällt die Verbindung von außen und innen durch große Fensterfronten. Die Natur wird selbst zum Bild im Raum. Ich mag die intensiven Bilder von Franz Marc. Die Bilder der Baselitz-Sonderausstellung erschließen sich mir nicht. Bei berühmten Künstlern ist anscheinend auch das eine oder andere Kritzelblatt museumstauglich. Neidvolle Gedanken, in die ich beim Cappuccino im Museumscafé versunken bin.

Der Donnerstag begrüßt mich mit strahlend blauem Wetter. Ich verliebe mich erneut in die wunderbaren Weitblicke und die Farben des Blauen Lands. Wieso eigentlich blaues Land? Der Begriff wurde bestimmt auch von der  Künstlergruppe Blauer Reiter inspiriert. Ich greife jedenfalls beim Aquarellieren verstärkt zu den blauen Farben und selbst die Grüntöne vertragen einen Stich blau.